Der Tag der Abrechnung rückt näher

 

Verehrte Mandanten,

die Anzeichen lagen schon eine Weile in der Luft und wir haben seit langem auf die drohenden
Gefahren für die Märkte hingewiesen. Wir wissen, dass manch einer von Ihnen skeptisch war
ob unserer pessimistischen Grundhaltung, aber die aktuellen Entwicklungen kommen
keineswegs überraschend. Die USD 33,5 Billionen (!) an internationalen Maßnahmen zur
Bewältigung der Finanzkrise seit 2008 haben zwangsläufig zu einem weltweiten Konjunkturboom
geführt. Dieser Aufschwung war jedoch auf Sand gebaut und entsprach in wesentlichen
Teilen dem, was die Österreichische Schule der Ökonomie unter „Crackup-Boom“ versteht.
Weltweit wurden unbeschreibliche Summen an Liquidität in die Märkte gepumpt, bis die
Belastungsgrenze der Staaten überschritten war. Dadurch entsteht ein kurzzeitiger Aufschwung
auf Kosten einer völligen Erschöpfung des Gesamtsystems. Nach dem Auslaufen dieser
Maßnahmen droht der finale Kollaps. Ein Phänomen, das auch in der Natur unter dem Begriff
„Panikblüte“ bekannt ist und beschreibt, wie eine Pflanze kurz vor dem Zusammenbruch noch
mal alle Kräfte in wunderschöne Blüten investiert.

In den letzten Monaten laufen die Stützungsmaßnahmen weltweit aus. Das Erschöpfen der
weltweiten Staatsressourcen zwingt die Staaten nicht nur zu einer Vollbremsung sondern sie
aktivieren in ihrer Bonitätspanik sogar den Umkehrschub. Aus Konjunkturpaketen werden
binnen Monaten Sparpakete. Mit welcher Blindheit sind jene Volkswirte geschlagen, die seit
vielen Monaten die auf uns zu kommenden Konsequenzen auf die weltweite Konjunktur
ignorieren und von Rosa Wolken am Konjunkturhimmel erzählen? Bankanalysten erzählen uns
von billigen Aktien und rechnen für 2012 mit einer Gewinnsteigerung der Unternehmen von
12%. Aber das beobachten wir seit vielen Jahren, dass die vermeintlichen Wirtschaftswissenschaftler
und Banker und die von ihnen beratenen Politiker die letzten sind, die eine
offensichtliche Entwicklung realisieren.

Eine neue Rezession mit möglicherweise dramatischeren Folgen als 2008/2009 ist in greifbare
Nähe gerückt – und wird noch immer von den „Meinungsmachern“ ignoriert. Das erinnert an
Peer Steinbrück 2008: „Das Gerede von einer möglichen Rezession ist typisch deutsche
Schwarzmalerei“.

Währungssystem vor dem „Reset“

Kommt die Rezession, sind neue namhafte Konjunkturpakete nicht mehr möglich. Die
Staatshaushalte sind am Ende. Die einzige und letzte mögliche Panikmaßnahme ist
Gelddrucken. Notenpresse - Diese Massnahme wäre der letzte mögliche Schritt vor einer
Neuaufstellung des internationalen Währungssystems, d.h. Schuldenerlasse,
Schuldenneuverhandlung, Währungsreform - der Reset. Doch zuvor kommt das, was wir zur
Heil WirtschaftsberatunHeil Wirtschaftsberatung GmbH & Co. KG
Unternehmensberatung – Finanzplanung - Vermögensverwaltung
Stunde erleben. Ein neuer deflationärer Schock. Ein Einbruch der realen Werte. Immobilien,
Rohstoffe, Aktien und (möglicherweise) sogar der Edelmetalle.

Die Vorboten gab es bereits vor wenigen Monaten, als ich beschrieben habe, dass die Renditen
der kurzlaufenden US-Staatsanleihen bei null(!) Prozent liegen. Das war ein klarer Hinweis
darauf, dass das sog. „Big Money“ in großem Stil Kasse gemacht haben und ihr Geld parken.
Diese kurzfristigen Staatsanleihen sind nichts anderes als Parkplätze für das große Geld.
Gleichzeitig sind schon seit Monaten die Schwellenländer-Aktien stark unter Druck. Auch das
war ein Warnhinweis, dass etwas Großes bevorsteht. Schon 2007/2008 haben wir beobachtet,
dass die Schwellenländeraktien massiv abverkauft wurden, während es in Deutschland und USA
noch stabil weiter lief. Genau das haben wir im ersten Halbjahr 2011 wieder beobachtet. Der
gerade erfolgte Einbruch am Aktienmarkt ist nur folgerichtig und vermutlich erst der Anfang
einer größeren Verwerfung, in deren Folge auch neue Tiefststände nicht ausgeschlossen
werden können.

Bankenkrise 2.0

Die Geldströme zwischen den Banken beginnen bereits wieder zu stocken. Es wird für
europäische Banken immer teurer sich mit US-Dollar zu versorgen. Die Banken misstrauen sich
zunehmend gegenseitig. Die EZB meldet starke Übernachteinlagen. Das bedeutet, die Banken
legen das Geld über Nacht lieber bei der EZB zu fast null Prozent Zinsen an, als es ihren Kollegen
für etwas höhere Zinsen zu leihen. Selbst von geheimen Notkrediten der EZB an zwei
europäische Banken ist hinter den Kulissen zu hören. Sobald größere Abschreibungen
erzwungen werden, weitet sich der bereits begonnene deflationäre Schock massiv aus. Auch
die Verluste an den Aktienmärkten (in den letzten Wochen wurden weltweit USD 5 Billionen (!)
Aktienvermögen vernichtet) erzwingen Abschreibungen. Viele Investitionen werden auf
Kreditbasis getätigt. Die Banken haben unglaubliche Bilanzaufblähungen auf diese Weise
vorgenommen. Die europäischen Banken noch wesentlich stärker als die amerikanischen.
Spätestens seit August zeigt sich übrigens sehr deutlich, dass sich die amerikanischen Banken
durch die globalen Liquiditätsströme und Bankenverflechtungen dem Negativtrend der
europäischen nicht entziehen können. Seit 2008 haben wir gebetsmühlenartig gepredigt, dass
die großen Banken in den westlichen Industrieländern pleite sind. Alle Regeln von
Bilanzwahrheit und Bilanzklarheit, die uns an der Uni beigebracht wurden, wurden im Interesse
einer unrealistischen Überlebensstrategie von Politik und Bankenaufsicht außer Kraft gesetzt.

Jetzt droht ein Übergreifen dieser politisch verursachten Unsicherheit auf die Realwirtschaft
nach dem Vorbild der Lehman-Pleite. Wenn nun neue Abschreibungen drohen (auf
Staatsanleihen, auf Kredite, auf platzende chinesische Immobilienpreise, auf Ausfälle einer
europäischen Großbank etc.) brauchen die BigBoys Geld um ihre Kredite zurückzufahren. Dazu
wird alles verkauft, was sich verkaufen lässt. Dazu gehören natürlich alle Formen von
Sachwerten. Das gilt auch für die Edelmetalle, die in großem Stil über ETF´s gekauft wurden. Ob
die gleichzeitig einsetzende Flucht ins Gold diese Notverkäufe ausgleicht ist vollkommen offen.
Ende 2008 haben diese Käufe nicht gereicht. Der Goldpreis kam durch das große „Kasse
machen“ mit unter Druck und verlor im Herbst 2008 kurzfristig 27 Prozent, Silber sogar 60
Prozent.

Für alle Besitzer von physischen Edelmetallen gilt: Spätestens sobald sich
Erschöpfungstendenzen der aktuellen Rally abzeichnen macht es Sinn, die großen erzielten
Kursgewinne durch Verkaufsoptionsschein zu sichern. Hergeben würde ich die Metalle natürlich
nicht.

Die Anleihemärkte dokumentieren es ganz deutlich: Griechenland ist pleite!

Die Angst vor einem Zahlungsausfall lastet schwer auf den europäischen, besonders auf den
französischen Banken, die in großem Stil Staatsanleihen der prekären EU-Länder halten. Öl ins
Feuer hat Griechenland selbst gegossen, da es unverhohlen mitteilt, dass es die
Schuldenprobleme nicht lösen kann. Eine griechische Wirtschaft, die wirtschaftlich schrumpft
und deren Schulden weiter ansteigen, ist im Euro-Korsett einfach nicht mehr zu retten.

Auch die Renditen einjähriger griechischer Staatsanleihen, die inzwischen ca. 140 Prozent
betragen, zeigen aus Sicht des Finanzmarktes klar deren Einschätzung, dass die
Rettungsmaßnahmen seit Mai 2010 gescheitert sind und Griechenland de facto bankrott ist. Die
akute Gefahr eines Zahlungsausfalls Griechenlands ist trotz der Beteuerungen der Politik
gegeben. Denn die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF kann die nächste Tranche
eigentlich nicht freigeben, da Griechenland seine Hausaufgaben nicht ansatzweise gemacht hat.
Für mich ist nach wie vor verwunderlich, dass die Finanzmärkte nach wie vor auf die
hundertsten Gipfeltreffen und albernen Telefonate zwischen Merkel und Sarkozy überhaupt
noch reagieren. Der Markt hat seine Entscheidung längst gefällt.

In Krisen wie diesen ist die Politik gefordert, der Verunsicherung mit ihren Folgen für die
Realwirtschaft Einhalt zu gebieten. Es gibt für Griechenland keine Überlebenschance in der
Eurozone. Jeder, der fehlerfrei bis drei zählen kann, weiß das. Immerhin scheint selbst in den
deutschen Regierungsfraktionen ein Austritt bzw. eine Pleite Griechenlands kein Tabuthema
mehr zu sein, dass nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird. Und die Slowakei, Finnland
oder Österreich stellen ohnehin schon Bedingungen für eine Mitwirkung.

Der finale Countdown hat begonnen

Die EZB muss - entgegen ihrer inneren Überzeugung und entgegen ihrer Aufgabe - die Euro-
Konjunktur stützen, weil die europäische Wirtschaftspolitik kein Konzept mehr hat.
Insbesondere fehlt jegliche Phantasie, wie die Eurozone wirtschaftlich überleben soll. In diesem
Zusammenhang muss der Rücktritt des deutschen Chef-Volkswirts der EZB, Herr Jürgen Stark,
als symptomatisch gelten. Tritt so ein profunder, geradliniger Fachmann aus persönlichen
Gründen zurück, hinterlässt dies einen bitteren Nachgeschmack. Denn er hat sich stets deutlich
gegen stabilitätsfeindliche Anleihekäufe der Mittelmeerstaaten ausgesprochen. Dies hat das
Misstrauen gegenüber der EZB weiter verstärkt, inwiefern sie noch die Fähigkeit besitzt, die
Lösung der Finanzkrise zu managen. Diese Skepsis äußert sich nicht zuletzt in der Entwicklung
des Euros gegenüber dem US-Dollar. Von nahezu 1,46 noch Ende August hat sich die
Gemeinschaftswährung aktuell auf unter 1,38 abgewertet. Rettungsmaßnahmen sind sinnlos,
wenn der zu Rettende nicht zu retten ist.

Nach unserer Einschätzung ist der alleinige Austritt Griechenlands jedoch keine dauerhafte
Lösung, da sich die Finanzmärkte sofort den nächsten Kandidaten ausgucken. Die von uns
präferierte Lösung wäre ein Austritt Deutschlands, Hollands, Finnlands, Österreichs und
Luxemburgs zur Bildung eines Euro 2.0. Dann könnten die verbleibenden Länder ohne
dauerhaften Gesichtsverlust unter Begleitung von Schuldenschnitt, Abwertung und
Laufzeitenverlängerung ihrer Kredite ihre Finanzen in Ordnung bringen.

Grundsätzlich muss sich die Politik überlegen, ob sie kleinere Erdbeben bei der Neuordnung des
Euros in Kauf nimmt, die zwar Kollateralschäden in den Finanzmärkten verursachen, denen man
aber noch Herr werden kann. Die Alternative ist ein Weitermachen wie bisher und dass sie
dann in nicht ferner Zukunft ein großes Erdbeben riskiert, dass Euroland weder
finanzwirtschaftlich, politisch, noch sozial aushalten wird. 82% der deutschen Bevölkerung
lehnen die Politik Merkels mittlerweile ab. Aber noch hat Sarkozy das Hundehalfter in der Hand.

Wertorientierte Kapitalhaltung

Alles in allem bleibt die Strategie die gleiche wie seit vielen Monaten erfolgreich praktiziert:
Reale Werte (Immobilien, Agrarland, Rohstoffinvestments, Edelmetalle) sind aufgrund der
Implosionsgefahr des internationalen Währungssystems zwingend notwendig.
Aktieninvestments sollten aber trotz der optisch günstigen Preise nur mit Absicherung
durchgeführt werden.

Wir haben unsere Empfehlungen auch in unserer Vermögensverwaltung umgesetzt und
während des Abschwungs an den Aktienmärkten seit Ende Juli eine positive Wertentwicklung
von 3% erzielt, da sich unsere Markteinschätzung weitestgehend realisiert hat.

Bei den strategischen Anlagen konzentrieren wir uns weiterhin auf die inflationsgeschützte
institutionellen Co-Investments in den Bereichen Immobilien, Öl und Gasquellen, Sachwerte an
Grund und Boden und unternehmerischen Beteiligungen mit herausragenden Partnern.

Schlussendlich kann man jedem nur raten, die weitere Entwicklung sehr aufmerksam zu
verfolgen, denn am Ende dieser Zäsur sieht die Welt anders aus. Eine wie auch immer geartete
Währungsreform wird unausweichlich sein. Mehr denn je gilt die Aussage von Thomas Mann:
„Es gibt keinen Besitz, der Nachlässigkeit vertrüge“.

In diesem Sinne verbleibe ich

mit herzlichem Gruß

Ulrich Heil